Brooklyn International Film Festival 2011
02.-12.06.2011
Bericht von Damian John Harper (TEARDROP)
Das Brooklyn Film Festival gibt es bereits seit 14 Jahren. Der Internetauftritt suggeriert, dass es sich um ein erfahrenes, sehr gut organisiertes Filmfestival handelt. Bei näherem Hinsehen hat sich dieser Eindruck leider nicht bestätigt.
Das beste am Festival ist in jedem Falle das Programm. Hier werden viele mutige Filme gezeigt (http://www.brooklynfilmfestival.org/films/2011/).
Auch als positiv zu erwähnen ist, dass das Festival viele Preise und Awards verleiht. Das “best of the fest” ist der GRAND CHAMELEON AWARD, außerdem gibt es in jeder Kategorie einen Audience Award und einen Best of Award sowie zahlreiche Spirit Awards: Best Camera, Best Score u.s.w. Zu unserer Freude gewann unser Film TEARDROP den AUDIENCE AWARD – BEST SHORT FILM.
Leider kann ich aber allen in Deutschland lebenden FilmmacherInnen einen persönlichen Besuch dieses Festivals NICHT empfehlen, es sei denn, man hat ein sehr starkes Interesse, Kontakte in NYC zu knüpfen und viel Geld, Energie und guten Willen dies eigenständig, also außerhalb des Festivals, umzusetzen.
Die Gästebetreuung war vor Ort sehr schlecht. Außer der Screenings und der Award-Ceremony gab es zwei Veranstaltungen, wo man die Möglichkeit hatte, mit anderen Menschen aus der Filmwelt in Kontakt zu treten: eine Kick-Off-Party für die Filmemacher und die Opening-Party. Friede Clausz, der Kameramann des Films, und ich waren bei der Opening-Party anwesend, welche in einer Buchhandlung stattfand. Leider gab es noch keine Festivalpässe oder Namensschilder. Wir holten einen Drink, liefen durch den Laden und stellten uns allen Menschen vor, die uns über den Weg liefen, verteilten Postkarten unseres Films und luden zu unseren Screenings ein. Am Anfang fanden viele Gäste dies komisch, nach dem einen oder anderen Rotwein allerdings war alles wieder entspannt. Nur nach einer konkreten Anfrage stellte uns einer der Festivalorganisatoren einem anderen Filmemacher vor.
Bei den Q&As nach den Screenings wurde manchmal vergessen, anwesende FilmemacherInnen auf die Bühne zu bitten. Sie mussten “Hallo” rufen “Ich bin auch da!” oder sind selber einfach aufgestanden und vorgelaufen. Dies war, zugegebenermaßen, sehr peinlich.
Die Q&A´s wurden meistens sehr leblos geführt. Je nachdem, wer sie führte, wurde gefragt ob es Fragen gab, wenn es nach einer Sekunde noch keine Reaktion vom Publikum gab, bat der Moderator den/der FilmemacherInnen über den Film zu erzählen. Danach bedankte er sich und dann war Schluss. Einer der Programmer jedoch, Nathan Kensinger, hatte sich jedes mal viel Mühe gegeben, ein nettes Q&A zu führen. Danke Nathan! Sonst, wie erwähnt, war es sehr langweilig.
Man hatte nicht das Gefühl, dass es viele Fachbesucher gab. Wenn sie da waren, hatte man dies nicht mitbekommen. In dieser Hinsicht wage ich mich zu äußern, dass die gesamte Organisation des Festivals sehr schlecht war, alle anderen FilmemacherInnen, die ich dort kennenlernte sagten genau das Gleiche. Es gab keinen Katalog und kein Programmheft, sondern lediglich einen kleinen Flyer, wo die Filmnamen und Uhrzeiten standen. Weder in der Stadt, im Viertel, noch vor den Kinos gab es einen Hauch von Werbung über das Festival. Im Internet (außer der eigenen Seite) fand man kaum etwas über das Festival. Bei den Screenings wurden keine Sitzplätze für andere FilmemacherInnen reserviert; d.h., wenn ein Screening ausverkauft war, kamen wir einfach nicht rein. Es gab weder ein Festivalzentrum, wo man sich kurz entspannen oder mit den anderen TeilnehmerInnen sprechen konnte, noch einen Filmmarkt, auf welchem man die Filme auf DVD sichten konnte.
Die einzigen Networking-Möglichkeiten waren die Opening-Party und die Award-Ceremony. Um andere FestivalbesucherInnen kennenzulernen, gingen wir nach den Screenings einfach auf diverse Filmemacher zu und tauschten Telefonnummern mit ihnen aus. So erweiterte sich langsam ein Netzwerk von Bekannten, die gemeinsam in die Bars gingen oder sogar Privatparties organisierten. Leider gab es keine Workshops oder Veranstaltungen tagsüber, die man besuchen konnte.
Die Vorführungen wurden leider sehr schlecht durchgeführt. Manche Filme wurden mit dem falschen Seitenverhältnis, zu leise oder mit technischen Unterbrechungen projiziert. Nachdem wir einige solcher Screenings erlebt hatten, sprachen wir mit dem Vorführer in unserem Kino und baten ihn um ein Testscreening. Dies tat er für uns gerne, dann haben wir alle Probleme vor der eigentlichen Vorführung behoben. Sehr Wichtig!
Der Director of Programming, Nathan Kensinger, und Susan E. Mackell, Director-of-Development, nahmen mit sehr viel Interesse die AG-Kurzfilm DVDs und Booklets entgegen und verteilten sie unter den anderen Mitarbeitern/ Programmern etc. Es half, dass ich auch deutsches Marzipan und Christstollen mitbrachte!
Wenn man Interesse hat, in NYC Kontakte zu knüpfen, kann man das Festival als eine gute Gelegenheit nutzen, um “vor Ort“ zu sein. Allerdings braucht man viel Geld - dies war mir vor der Abreise nicht bewusst. Die MTA (U-Bahn) fährt nicht überall hin und fällt oft aus. In manchen Gegenden ist Taxifahren oder sogar Mietauto, die einzige Fortbewegungsmöglichkeit.
Ein amerikanisches Handy ist auch unbedingt notwendig! Dort hat man das Gefühl, dass alle Pläne sich im 5-Minutentakt ändern. Ohne Funktelefon, wird es schwierig sein, Menschen zu treffen. Und auch schwierig für andere, die mit Dir in Kontakt kommen wollen!
Das Ausgehen ist auch äußerst teuer. Gemeinsam Ausgehen, Abendessen, oder zu feiern war aber sehr hilfreich um Menschen aus der Film- oder Werbebranche kennen zu lernen. Man darf aber keine Scham vor Small-Talk haben und auch keine Scham, sich einem Unbekannten vorzustellen. Wenn man dies tut, kann man in NYC sehr erfolgreich Kontakte knüpfen! Wenn dann noch die neuen Kontaktpersonen zum eigenen Screening kommen und deinen Film mögen, dann hat man vieles geschafft.
Wenn man es allerdings nicht eilig hat, Kontakte in New York zu knüpfen, wenn man wenig Geld hat und keine Energie, auf eigene Faust für das eigene Screening Werbung zu machen, kann ich leider einen persönlichen Besuch beim Brooklyn Film Festival nicht empfehlen.
www.teardrop-film.info
Das Brooklyn Film Festival gibt es bereits seit 14 Jahren. Der Internetauftritt suggeriert, dass es sich um ein erfahrenes, sehr gut organisiertes Filmfestival handelt. Bei näherem Hinsehen hat sich dieser Eindruck leider nicht bestätigt.
Das beste am Festival ist in jedem Falle das Programm. Hier werden viele mutige Filme gezeigt (http://www.brooklynfilmfestival.org/films/2011/).
Auch als positiv zu erwähnen ist, dass das Festival viele Preise und Awards verleiht. Das “best of the fest” ist der GRAND CHAMELEON AWARD, außerdem gibt es in jeder Kategorie einen Audience Award und einen Best of Award sowie zahlreiche Spirit Awards: Best Camera, Best Score u.s.w. Zu unserer Freude gewann unser Film TEARDROP den AUDIENCE AWARD – BEST SHORT FILM.
Leider kann ich aber allen in Deutschland lebenden FilmmacherInnen einen persönlichen Besuch dieses Festivals NICHT empfehlen, es sei denn, man hat ein sehr starkes Interesse, Kontakte in NYC zu knüpfen und viel Geld, Energie und guten Willen dies eigenständig, also außerhalb des Festivals, umzusetzen.
Die Gästebetreuung war vor Ort sehr schlecht. Außer der Screenings und der Award-Ceremony gab es zwei Veranstaltungen, wo man die Möglichkeit hatte, mit anderen Menschen aus der Filmwelt in Kontakt zu treten: eine Kick-Off-Party für die Filmemacher und die Opening-Party. Friede Clausz, der Kameramann des Films, und ich waren bei der Opening-Party anwesend, welche in einer Buchhandlung stattfand. Leider gab es noch keine Festivalpässe oder Namensschilder. Wir holten einen Drink, liefen durch den Laden und stellten uns allen Menschen vor, die uns über den Weg liefen, verteilten Postkarten unseres Films und luden zu unseren Screenings ein. Am Anfang fanden viele Gäste dies komisch, nach dem einen oder anderen Rotwein allerdings war alles wieder entspannt. Nur nach einer konkreten Anfrage stellte uns einer der Festivalorganisatoren einem anderen Filmemacher vor.
Bei den Q&As nach den Screenings wurde manchmal vergessen, anwesende FilmemacherInnen auf die Bühne zu bitten. Sie mussten “Hallo” rufen “Ich bin auch da!” oder sind selber einfach aufgestanden und vorgelaufen. Dies war, zugegebenermaßen, sehr peinlich.
Die Q&A´s wurden meistens sehr leblos geführt. Je nachdem, wer sie führte, wurde gefragt ob es Fragen gab, wenn es nach einer Sekunde noch keine Reaktion vom Publikum gab, bat der Moderator den/der FilmemacherInnen über den Film zu erzählen. Danach bedankte er sich und dann war Schluss. Einer der Programmer jedoch, Nathan Kensinger, hatte sich jedes mal viel Mühe gegeben, ein nettes Q&A zu führen. Danke Nathan! Sonst, wie erwähnt, war es sehr langweilig.
Man hatte nicht das Gefühl, dass es viele Fachbesucher gab. Wenn sie da waren, hatte man dies nicht mitbekommen. In dieser Hinsicht wage ich mich zu äußern, dass die gesamte Organisation des Festivals sehr schlecht war, alle anderen FilmemacherInnen, die ich dort kennenlernte sagten genau das Gleiche. Es gab keinen Katalog und kein Programmheft, sondern lediglich einen kleinen Flyer, wo die Filmnamen und Uhrzeiten standen. Weder in der Stadt, im Viertel, noch vor den Kinos gab es einen Hauch von Werbung über das Festival. Im Internet (außer der eigenen Seite) fand man kaum etwas über das Festival. Bei den Screenings wurden keine Sitzplätze für andere FilmemacherInnen reserviert; d.h., wenn ein Screening ausverkauft war, kamen wir einfach nicht rein. Es gab weder ein Festivalzentrum, wo man sich kurz entspannen oder mit den anderen TeilnehmerInnen sprechen konnte, noch einen Filmmarkt, auf welchem man die Filme auf DVD sichten konnte.
Die einzigen Networking-Möglichkeiten waren die Opening-Party und die Award-Ceremony. Um andere FestivalbesucherInnen kennenzulernen, gingen wir nach den Screenings einfach auf diverse Filmemacher zu und tauschten Telefonnummern mit ihnen aus. So erweiterte sich langsam ein Netzwerk von Bekannten, die gemeinsam in die Bars gingen oder sogar Privatparties organisierten. Leider gab es keine Workshops oder Veranstaltungen tagsüber, die man besuchen konnte.
Die Vorführungen wurden leider sehr schlecht durchgeführt. Manche Filme wurden mit dem falschen Seitenverhältnis, zu leise oder mit technischen Unterbrechungen projiziert. Nachdem wir einige solcher Screenings erlebt hatten, sprachen wir mit dem Vorführer in unserem Kino und baten ihn um ein Testscreening. Dies tat er für uns gerne, dann haben wir alle Probleme vor der eigentlichen Vorführung behoben. Sehr Wichtig!
Der Director of Programming, Nathan Kensinger, und Susan E. Mackell, Director-of-Development, nahmen mit sehr viel Interesse die AG-Kurzfilm DVDs und Booklets entgegen und verteilten sie unter den anderen Mitarbeitern/ Programmern etc. Es half, dass ich auch deutsches Marzipan und Christstollen mitbrachte!
Wenn man Interesse hat, in NYC Kontakte zu knüpfen, kann man das Festival als eine gute Gelegenheit nutzen, um “vor Ort“ zu sein. Allerdings braucht man viel Geld - dies war mir vor der Abreise nicht bewusst. Die MTA (U-Bahn) fährt nicht überall hin und fällt oft aus. In manchen Gegenden ist Taxifahren oder sogar Mietauto, die einzige Fortbewegungsmöglichkeit.
Ein amerikanisches Handy ist auch unbedingt notwendig! Dort hat man das Gefühl, dass alle Pläne sich im 5-Minutentakt ändern. Ohne Funktelefon, wird es schwierig sein, Menschen zu treffen. Und auch schwierig für andere, die mit Dir in Kontakt kommen wollen!
Das Ausgehen ist auch äußerst teuer. Gemeinsam Ausgehen, Abendessen, oder zu feiern war aber sehr hilfreich um Menschen aus der Film- oder Werbebranche kennen zu lernen. Man darf aber keine Scham vor Small-Talk haben und auch keine Scham, sich einem Unbekannten vorzustellen. Wenn man dies tut, kann man in NYC sehr erfolgreich Kontakte knüpfen! Wenn dann noch die neuen Kontaktpersonen zum eigenen Screening kommen und deinen Film mögen, dann hat man vieles geschafft.
Wenn man es allerdings nicht eilig hat, Kontakte in New York zu knüpfen, wenn man wenig Geld hat und keine Energie, auf eigene Faust für das eigene Screening Werbung zu machen, kann ich leider einen persönlichen Besuch beim Brooklyn Film Festival nicht empfehlen.
www.teardrop-film.info